Weidenschlossgeschichten 02

Der Katzenteich

 

Als ich 1996 mit meiner Hannelore nach Schiffdorf in unser jetziges Haus zog, musste ich immer um diesen Teich herumfahren. Irgendwann fragte ich meine Hannelore, was ist das eigentlich für ein Teich? Der Wasserstand ist nicht mehr als 30 – 50 cm. Enten schwimmen darauf und an einem Ende beginnt er schon mit Schilf zuzuwachsen. „Ach“ meinte sie, „Du meinst den Katzenteich?“ „Wieso Katzenteich?“ „Früher wurde das Land nicht so stark entwässert, wie heute. Da war der Wasserstand höher, so 1 – 2 m. Und die Bauern in Schiffdorf, die dann zu viele Jung- Katzen hatten, haben sie in einen Sack getan und den Sack mit einem Feldstein beschwert und alles zusammen in den Teich geworfen. Damit waren sie die jungen Katzen los. Dann wurde das Land immer stärker entwässert und der Wasserstand war jetzt zu niedrig für solche Taten. Aber der Name ist geblieben.“

 

„Woher weißt Du das alles?“ „Du weißt, ich bin schon fast 30 Jahre Arzthelferin bei unserem Doktor. Manchmal hat er mich auch alleine losgeschickt, um Dauerpatienten zu versorgen. Dann haben mir die Alten schon manches von früher erzählt. Daher weiß ich das.“

 

„Da kann man doch keine Katzen ertränken, in dieser kleinen Pfütze.“ „Du hast Recht. Der Katzenteich war früher tiefer und auch größer. Rings um den Teich standen vier Kopfweiden, die jedes Jahr beschritten wurden, damit die Bauern Material zum Körbeflechten hatten. Als der Bauer, auf dem unser Haus jetzt steht, Zaunpfähle brauchte, pflanzte er auf seinem Hausgrundstück, welches so lang wie der Jierweg ist, junge Eichen. Seine Kinder sollten Material haben, um daraus Zaunpfähle zu schlagen. Auch dadurch wurde das Land trockener und der Katzenteich kleiner. Die Eichen stehen noch und sind mächtige Bäume geworden. Jetzt stehen sie unter Baumschutz.“

 

„Und die Kopfweiden am Katzenteich?“ „Denen wurde es zu trocken und Weiden zum Körbeflechten brauchte man auch nicht mehr. Schließlich wurden sie alle umgehauen. Das ist über hundert Jahre her, haben mir die Alten erzählt.“

 

Dann fügte sie hinzu: „Du musst bedenken, dass der Weg von Schiffdorf nach Geestendorf, dem heutigen Geestemünde, so nass war, dass man einen Knüppeldamm brauchte, um überhaupt von einem Ort zum anderen zu kommen. Deshalb heißt die jetzt feste und schöne Straße immer noch „Schiffdorfer(Knüppel)damm.“

 

Jetzt hatte ich dazu gelernt. Täglich musste ich zu Fuß, mit der Rad oder Auto am Katzenteich vorbei, in dem nun keine Katzen mehr ertränkt wurden, um nach Bremerhaven zu fahren.

 

Im Jahr 2005 starb meine Hannelore. Ich blieb alleine zurück und wäre auch beinahe gestorben. Viele Jahre habe ich gebraucht, um mich von diesem Verlust einigermaßen zu erholen.

 

Dann sollte ich eine Hochzeit im Weidenschloss im Speckenbütteler Gesundheits-Park durchführen. Erstmals begann ich mich für das Bremerhavener Weidenschloss zu interessieren.

 

Aber das ist die nächste Geschichte.

Weidenschlossgeschichten 02 - Freie Trauung